Feuchtigkeitsmessung verschiedener Estricharten inklusive Sonderprodukte

Estrichfeuchte richtig messen

Als alternative Messmethoden zur Bestimmung des Feuchtigkeitsgehalts eines Estrichs sind elektrische Widerstandsmessungen und kapazitative Messmethoden sowie die KRL-Prüfung bekannt. Diese Methoden können zusätzliche Aufschlüsse liefern. Letztendlich bleibt jedoch die CM-Messung ausschlaggebend.

Von Dr. A. Unger

Parkettleger legen aufgrund der Empfindlichkeit des Holzes gegenüber Feuchtigkeit oft größeren Wert auf eine korrekte Feuchtigkeitsüberprüfung als andere Handwerker. Verleger von Teppichböden meinen zum Beispiel häufig, dass es sich bei textilen Belägen um diffusionsoffene Produkte handelt. Dies ist aber nicht immer der Fall. Auf einen zu feuchten Estrich verlegt, können Geruchsbelästigungen und ein expandierter Belag die Folge sein. Fliesen und zugehörige Verklebemörtel sind meist gegenüber Feuchtigkeit resistent. Jedoch kommt es bei zu feuchter Belegung häufig zu einem weiteren Schwinden der Lastverteilungsplatte mit entsprechenden Verformungen. Laufende Untersuchungen deuten darauf hin, dass dies nicht nur Zementestriche, sondern teilweise auch Calciumsulfatestriche betrifft.

CM-Prüfung: aussagekräftige Methode zur Bestimmung der Estrichfeuchte

Richtig ausgeführt, ist die CM-Prüfung vor Ort die geeignete Methode, um einen Estrich auf seinen Feuchtigkeitsgehalt hin zu überprüfen. Dabei sollte die Prüfung über den ganzen Querschnitt erfolgen. Dies hat mehrere Gründe: Bei auslaufenden Flüssigkeiten kommt es vor, dass die Estrichoberseite feuchter als die Unterseite ist. Bei einer Messung im ausschließlich unteren Drittel des Estrichs, würde die CM-Technik diese Feuchtigkeit nicht erfassen. Im umgekehrten Fall zeigt die sachverständige Erfahrung, dass das untere Drittel des Estrichs langfristig feucht bleibt und entsprechend über lange Zeit eine mangelnde Belegfähigkeit signalisieren kann, die in der Praxis bei einer Messung über den gesamten Querschnitt nicht vorliegt. Diesen Erfahrungswert konnten umfangreich durchgeführte Darrprüfungen in einem Objekt belegen. In diesem Testfall war der Estrich bei Messung über den ganzen Kern belegbar, jedoch bei ausschließlicher Messung im unteren Drittel über lange Zeit nicht. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass eine CM-Messung, die nicht den gesamten Querschnitt berücksichtigt, eine Baustelle unnötig lange verzögern kann.


Eine CM-Messung sollte über den ganzen Querschnitt erfolgen. – © Bild: Unger

Kalibrierung der Geräte und Anzahl der Messungen

Sorgfalt zahlt sich auch im Umgang mit dem Messgerät selbst aus. Wer sein CM-Gerät regelmäßig kalibriert, erhält zuverlässigere Ergebnisse. Für Handwerker ist dies zweimal pro Jahr notwendig, für Prüfinstitute und Sachverständige viermal pro Jahr. Sollte zwischenzeitlich der Verdacht entstehen, dass die Messwerte nicht stimmen können, sollten Anwender eine zusätzliche Kalibrierung vornehmen. Bei einem eigens ausgewerteten empirischen Test wurden zwei beliebige CM-Geräte mit Kalibrierampullen geprüft. Bei einem Sollwert von 1 bar ergaben sich lediglich Werte von 0,7 und 0,8 bar, was ein wesentliches Risiko für eine spätere Fehlmessung darstellt. Sind CM-Geräte richtig kalibriert, sollten die Messwerte nur um ca. 10 Prozent voneinander abweichen. Es ist davon auszugehen, dass in der täglichen Anwendung zahlreiche Geräte unterwegs sind, die viel zu selten kalibriert werden und deshalb fehlerhafte Werte aufweisen. Die Ursache ist in diesem Fall nicht mit einer ungeeigneten Messmethode, sondern vielmehr mit Versäumnissen bei der regelmäßigen Wartung zu begründen.

Um die richtige Anzahl an Messungen durchzuführen gilt: Je Estrichebene bis 100 Quadratmeter ist bei unbeheizten Konstruktionen mindestens eine CM-Messung durchzuführen. Bei größeren Flächen ist eine Messung je 200 Quadratmeter ausreichend. Handelt es sich um Heizestriche, muss mindestens eine Messstelle pro Raum gekennzeichnet sein. Bei größeren Räumen, die eine größere Fläche als 50 Quadratmeter haben, sind entsprechend mehr Messstellen nötig. Bei Heizestrichen sind im Anschluss je 200 Quadratmeter Fläche beziehungsweise je Wohnung mindestens drei Messungen vorzunehmen. Viele Bodenleger arbeiten jedoch mit der Technik, dass sie mit kapazitativen Messmethoden versuchen, die feuchteste Stelle im Haus herauszufinden und dort eine CM-Messung durchführen. Ist dort der Wert ausreichend niedrig, wird davon ausgegangen, dass dies überall zutrifft. Erfahrungsgemäß ist diese Methode risikoreich. Es gilt daher die Empfehlung, nach den zuvor beschriebenen Regeln ausreichend viele CM-Messungen vorzunehmen und diese fachgerecht und sorgfältig durchzuführen. Wichtig ist, dass der gesamte Estrichquerschnitt erfasst wird und dass das Messgut entsprechend homogenisiert wird.

Alternative Messmethoden und beschleunigte Estriche

Als alternative Messmethoden sind elektrische Widerstandsmessungen und kapazitative Messmethoden sowie die KRL-Prüfung (korrespondierende relative Luftfeuchtigkeit) bekannt. Während diese Methoden durchaus zusätzliche Aufschlüsse liefern können, bleibt letztendlich die Prüfung mit einem CM-Gerät ausschlaggebend. Bei elektrischen Widerstandsmessungen können Metalle den Wert nach oben verfälschen. Bei kapazitativen Methoden (z. B. Kugelkopf) zeigen dichtere Estriche tendenziell höhere Feuchtigkeitswerte. Hinzu kommt, dass diese Messgeräte häufig die tieferen und damit meist feuchteren Estrichregionen nicht erfassen.


Kapazitative Messung mit dem Kugelkopf. – © Bild: Unger

Der Trend zur schnellen Baustelle bringt oft Zusatzmittel für eine schnellere Belegreife bei Zementestrichen zum Einsatz. Bei Calciumsulfatestrichen ist der Einsatz von Zusatzmitteln in beschränktem Ausmaß ebenfalls möglich. Fließestriche sind jedoch auf eine gewisse Wassermenge angewiesen, um verarbeitet werden zu können. Heute wird fast allen Zementestrichen in irgendeiner Form ein Zusatzmittel beigefügt, sei es auch nur, um die Verarbeitbarkeit des Materials zu verbessern.

Mit Superverflüssiger früher zur Belegreife

Die aktuelle Generation der Zusatzmittel sind die sogenannten „PCE’s“ (Polycarboxylatether), die als Superverflüssiger wirken. Es handelt sich meist um Konzentrate, welche auch bei wenig zugeführtem Wasser eine vernünftige Verarbeitungskonsistenz erreichen. „Wegzaubern“ können diese Zusatzmittel das Wasser nicht. Vielmehr wird von vornherein weniger Wasser pro Mischung beigefügt. Hier kann es sich durchaus um eine Wassereinsparung pro 200 Liter Mörtel von zehn Litern und mehr handeln. Wasser, welches sich nicht in der Mischung befindet, muss auch nicht austrocknen. Deswegen erreichen diese Estriche in der Regel früher ihre Belegreife, wenn die bauklimatischen Bedingungen vor Ort passen. Hier handelt es sich auch nicht um „Sonderprodukte“, sondern um Estriche nach DIN 18 560.

Eine Sonderkonstruktion außerhalb der Norm hat man dann vorliegen, wenn Belegreifwerte benannt werden, die bei beheizten Zementestrichen über 1,8 CM-Prozent liegen und bei unbeheizten Estrichen über 2 CM-Prozent. In Sachverständigengutachten werden immer wieder Fälle untersucht, ob derartige Versprechungen von Zusatzmittelherstellern zutrafen. Im Unterschied zu Flüssigbeschleunigern wirken ternäre Schnellzemente anders. Hier ist tatsächlich eine kristalline Wasserbindung durch primäre Ettringitbildung ein wesentlicher Wirkfaktor. Diese Produkte sind jedoch wesentlich teurer als Flüssigbeschleuniger. Zusammenfassend gilt, dass in jedem Fall vor Belegung auch bei beschleunigten Estrichen eine CM-Feuchtigkeitsmessung durchzuführen ist.

Beschleunigte Estriche und die CM-Messung

Zuletzt soll betrachtet werden, ob beschleunigte Estriche korrekt mit dem CM-Gerät auf ihren Feuchtigkeitsgehalt hin überprüft werden können. Aus der persönlichen Erfahrung ist kein Fall bekannt, in welchem eine korrekt durchgeführte CM-Messung bei einem beschleunigten Estrich zum Schaden geführt hätte, wenn die Belegreifwerte eingehalten wurden. Vielmehr ist davon auszugehen, dass Schäden auch in diesem Fall vor allem dann auftreten, wenn entweder keine oder eine fehlerhaft durchgeführte CM-Messung vorliegt. Regelmäßig stellt sich bei Zusatzmitteln die Frage, ob „PCE’s“ in irgendeiner Form die Sorptionsisotherme des Zementestrichs verändern und damit möglicherweise der Ausgleichsfeuchtewert des Estrichs niedriger liegt als üblich. Mit dem Wissen, dass bei Zementestrichen ca. 1 CM-Prozent Feuchtigkeitsabgabe nach der Belegreife regulär unproblematisch ist, könnte es bei niedrigeren Ausgleichsfeuchtewerten zu Problemen kommen.

Der Autor

Dr. A. Unger ist Mitglied des Normenausschusses Estriche im Bauwesen beim Deutschen Institut für Normung (DIN).

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