Bericht verfasst von Dr. Alexander Unger, Donauwörth, Fachjournalist und Autor des FUSSBODEN ATLAS®
Der Beitrag beinhaltet teils wörtliche Zitate aus den einzelnen Skripten.
Am 06.02.2017 befand ich mich auf Einladung der Fa. Création Baumann auf einer Schulungsveranstaltung in München. Dort ging es insbesondere darum, wie man mit raumgestalterischen Mitteln die Thematik Akustik, Wärmeschutz und Blendschutz innerhalb von Objekten in den Griff bekommen kann.
Den Akustikteil übernahm Herr Stefan Schütz, um die Thematik von Blend- und Wärmeschutz kümmerte sich Frau Hornik.
Zu den einzelnen Vorträgen:
Akustik im Raum
Herr Schütz wies darauf hin, dass man mit Vorhängen nur den Schall beeinflussen kann, welcher innerhalb des Raumes entsteht, nicht jedoch z.B. den von außen eindringenden Schall. Je kürzer die Nachhallzeit ist, umso besser ist die Raumakustik in Bezug auf die Verständlichkeit von Sprache. Es kommt hier zu weniger Überlagerung von Schallwellen. Das Ziel ist, Reflexionen zu vermeiden. Will man erreichen, dass sich der Schall innerhalb z.B. eines langgezogenen Raumes nicht so weit ausbreitet, so sind Schallschotts erforderlich. Durch den Einbau von Schallabsorbern wird die Nachhallzeit verkürzt. Hierfür kommen Stoffpaneele, Akustikvorhänge, Teppichböden, gelochte Akustikdecken, Stoffe, Personen oder auch Bücherregale in Frage. Die unterschiedlichen Materialien haben natürlich ein abweichendes Absorptionsvermögen. Es geht in diesem Zusammenhang bis 100% Absorptionsgrad des Schalls, welcher auf den Stoff trifft.
Die Dichte und das Gewicht der Vorhänge sind nicht allein ausschlaggebend für den Absorptionsgrad. Die Akustik ist ganz besonders in Unterrichtsräumen oder Seniorenwohnanlagen ein wichtiges Thema. Mit zunehmendem Alter lässt das Gehör nach und der richtige Helligkeitsgrad ist entscheidend für das Verstehen von Sprache. Es gibt in diesem Zusammenhang zwar keine gesetzlichen Regelungen, aber einige VDI-Richtlinien. Spezielle Smartphone-Apps können uns helfen, Nachhallzeit und Schallpegel innerhalb eines Raumes orientierend zu messen. Für professionelle Messungen ist es natürlich besser, einen Schallsachverständigen einzuschalten.
Man kann einen Raum auch ‚überdämpfen‘, sodass es zu einer extrem niedrigen Nachhallzeit kommt. Dies kann dann durchaus negative Folgen haben.
Ein Stoff wirkt akustisch am besten, wenn er noch einen gewissen Abstand zur Wand aufweist. Auch Falten im Stoff wirken sich positiv aus. Es gibt verschiedene Schallabsorptionsklassen, wobei A mit ca. 1,0 die beste Klasse darstellt. 1,8 Sekunden ist z.B. eine hohe Nachhallzeit für ein Wohnzimmer. Mit einem geeigneten Stoff kann man auf ca. 0,6 s herunterkommen. Ein Soll im Wohnbereich wäre 0,5 bis 0,7 Sekunden. Günstig ist es, wenn die Textilien auch über die Raumecke gehängt werden.
Blendschutz/Wärmeschutz
Hier geht es darum, die störende Blendung z.B. in einem Büro zu minimieren. Blendung hat z.B. ermüdende Effekte, weshalb auch die meisten Arbeitgeber daran interessiert sein sollten, dass dies vermieden wird. Einen gewissen Wärmeschutz kann man über eine geeignete Metall-Bedampfung erreichen, die dann auf der Seite platziert wird, wo die Wärme eindringt. Für die metallische Bedampfung kommen verschiedene Materialien in Frage. Aluminium hat z.B. auf einem identischen, transparenten Grundgewebe den höchsten Lichtreflexionswert von 34% gegenüber Messing mit ca. 31%, Edelstahl von ca. 17% und Kupfer von ca. 15%. Es ist jedoch zu beachten, dass alubedampfte Vorhänge nicht gewaschen werden sollen.
Derartige Maßnahmen bieten jedoch keinen Schutz gegen Elektrosmog, da dafür die aufgebrachten Metall-Bedampfungen schlicht und einfach zu dünn sind.
Es ist zu beachten, dass der primäre Wärmeschutz durch die Anordnung des Gebäudes und z.B. Bäume erreicht werden soll, der sekundäre Wärmeschutz über außen liegende Beschattungsanlagen und erst der tertiäre Wärmeschutz über Maßnahmen wie entsprechende Vorhänge. Zu einem gewissen Konflikt kommt es, da einerseits die Sicht nach außen ermöglicht werden soll und andererseits Blendschutz gegeben sein muss.
Es gibt auch spezielle Vorhänge, welche die Funktionen Blendschutz/Wärmeschutz und Schallschutz verbinden.
Quelle: Création Baumann GmbH, Dietzenbach/Deutschland