Bericht verfasst von Dr. A. Unger, Donauwörth, Fachjournalist und Autor des FUSSBODEN ATLAS®
Der Beitrag beinhaltet teils wörtliche Zitate aus den einzelnen Skripten.
Der Autor des FUSSBODEN ATLAS®, Dr. A. Unger, veranstaltete auch dieses Jahr wieder ein Expertentreffen mit interessanten und aktuellen Themen zum ‚Fußboden‘. Mehr als 20 hochqualifizierte Teilnehmer waren dem Aufruf gefolgt und beteiligten sich intensiv, teils als Vortragende, teils bei den Diskussionen, an den Fachthemen.
1) Schadhafte Fugen in einem PVC-Belag eines Pflegeheims
Referent: Dr. A. Unger, Autor des FUSSBODEN ATLAS®
Hier zeigte der Referent einen PVC-Belag in einem Seniorenpflegeheim auf. Dort war nahezu jede Fuge zwischen den Belagsbahnen aufgegangen. Um dem Phänomen auf die Spur zu kommen, wurde eine Vielzahl von Fugen geöffnet und festgestellt, ob hier fachlich korrekt gearbeitet wurde. Häufig konnte festgestellt werden, dass die Fugen handwerklich falsch hergestellt wurden. Teils war die Fuge nicht gefräst, sondern gerade geschnitten, sodass sich die Fugenschnur nicht geeignet verkrallen konnte. Häufig fehlte auch der parabelförmige Bauch nach unten oder die Fugenschnur war schlicht und einfach zu dünn. Dies konnte auch anhand von drei Ausbaustücken im Labor untermauert werden, bei welchen die Fugensituation nochmals genau unter dem Mikroskop angesehen wurde. Die Untersuchungen fanden beim iff – Institut für Fußbodenbau Torsten Grotjohann statt. Es wurde auch unverlegtes Material untersucht. Dabei konnte festgestellt werden, dass der PVC-Belag keinen übermäßigen Schrumpf bei der Prüfung zeigte. Es kam sogar zu einer gewissen Expansion. Es war natürlich nicht ganz klar, ob es bis zum Prüfzeitpunkt bereits zu einem gewissen Schwund gekommen war, da eben nur noch Restmaterial mit kleineren Dimensionen vorlag. Da allerdings viele Fugen trotz des Schadens die ursprüngliche Fräsbreite zeigten, war davon auszugehen, dass dieser Einfluss vermutlich gering war.
Fazit: Der Hauptteil der Fugenabrisse war auf eine ungeeignete handwerkliche Einbringung zurückzuführen. Die Restmenge, wo die Fugen handwerklich richtig eingebracht wurden, aber trotzdem Risse aufwiesen, war nach Ansicht des Referenten einer mangelnden Wartung und damit letztendlich dem Betreiber zuzuschreiben.
2) Vom Bauherrn beanstandete, optische Mängel in einer mineralischen Industriebodenbeschichtung am Beispiel eines realen Objektes
Referent: SV Klaus Rauer
Der Beschichtungsexperte zeigte auf, dass mineralische Beschichtungen derzeit auf Grund des Wunsches nach ‚natürlichen‘ Oberflächen derzeit besonders beliebt sind. Sie finden vor allem auch immer wieder im hochwertigen Wohnbereich mit hohem Geltungswert Verwendung. Dies birgt allerdings auch die Gefahr, dass es hier auf Grund von optischen Erscheinungen zu Beanstandungen kommt. Eine häufige Reklamation in diesem Zusammenhang sind Erhebungen in der Beschichtung durch Klumpenbildung wegen mangelndem Durchrühren des Beschichtungsmaterials. Ein anderes Problem kann z.B. entstehen, wenn die Beschichtung nicht gleichmäßig trocknen kann. Befindet sich z.B. ein Türblatt direkt über der Beschichtung, so wird es hier zu einer anderen Trocknungssituation kommen und möglicherweise zu einer Verfärbung. Klassische Reaktionsharzbeschichtungen auf Basis von PUR oder Epoxidharz können üblicherweise mit einer höheren Gleichmäßigkeit eingebracht werden.
Eine andere Problematik sind Verschmutzung der Beschichtung durch Weichmacher bzw. Alterungsschutzmittel, welche insbesondere in Reifen vorkommen. Hier gibt es in letzter Konsequenz keinen komplett wirksamen Schutz. Zu empfehlen ist z.B. in einer Autoausstellung, die Reifen durch ein Plexiglas von der Beschichtung zu trennen.
Wie eine mineralische Beschichtung im Endeffekt vom optischen Erscheinungsbild wirkt, kann man seriös erst nach kompletter Trocknung bewerten. Diese dauert i.d.R. ca. 5 Tage, je nach Fabrikat.
Ist es an der Beschichtung zu organischen Verunreinigungen gekommen, so kann man versuchen, diese mit Aceton zu entfernen. Lässt sich die Verschmutzung auf diesem Weg entfernen, so weiß man, dass diese organischer Natur ist.
Herr Rauer zeigte auch ein Bewertungsschema nach Aurnhammer auf, mit dessen Hilfe man Wertminderungen bei optisch mangelhaften Beschichtungen ermitteln kann. Das Publikum diskutierte allerdings über den Punkt, ob z.B. bei einer optischen Beeinträchtigung durch eine mangelhafte Versiegelung eine prozentuale Minderung nur auf die Versiegelung oder aber doch auf die gesamte Beschichtung anzusetzen sei.
3) Reihenuntersuchungen an einem langsam trocknenden Zementestrich durch Darrprüfungen sowie entsprechende Rückschlüsse daraus
Referent: Dr. A. Unger
Der Referent zeigte einen Fall auf, bei welchem auf mehreren tausend Quadratmetern in einer Wohnanlage ein ca. 80 mm dicker Zementheizestrich eingebracht wurde. Dieser sollte mit einem Parkettbelag versehen werden. Stein des Anstoßes war, dass der Bodenleger CM-Messungen durchgeführt hatte und lt. diesen eine Belegung auf Grund erhöhter Feuchtigkeitswerte nicht möglich schien. Wie häufig hatte der Parkettleger aus dem unteren Estrichdrittel die Proben für die CM-Messung entnommen. Obwohl dies in DIN 18 560 anders festgelegt ist (Entnahme über den kompletten Querschnitt), bestehen viele Parkettleger aus Traditionsgründen auf die Entnahme aus dem unteren Estrichbereich.
Dr. A. Unger war insofern als Sachverständiger vom Bauherr herangezogen worden, um Empfehlungen in diesem Zusammenhang zu geben. In großem Umfang wurde eine trockene Entnahme von Bohrkernen aus dem Estrich veranlasst. In diesem Zusammenhang kam auch eine Wärmebildkamera zum Einsatz, um die Fußbodenheizung nicht zu zerstören. Die entnommenen Bohrkerne wurden bei 105 Grad Celsius getrocknet und gravimetrisch deren Feuchtigkeitsgehalt ermittelt. Hierbei unterschied man zwischen dem Darrfeuchtegehalt unten und dem Darrfeuchtegehalt oben. Insgesamt gab es einen Mittelwert. Daran konnte man gut sehen, dass in den unteren Bereichen die Darrfeuchtigkeitsgehalte meist noch zu hoch waren, während im oberen Estrichbereich die Darrfeuchte schon relativ niedrig war. Auch die meisten Mittelwerte (Durchschnitt aus oben und unten) zeigten bereits Werte unterhalb 1,8 CM-% (umgerechnet).
Resümee: In letzter Konsequenz muss der Bauherr entscheiden, wann er eine Belegung vornimmt. Will man jedoch abwarten, bis derart dicke Estriche auch an ihrer Unterseite auf den Belegreifwert getrocknet sind, so kann dies sehr lange (im Extremfall sogar Jahre) dauern. Auf Grund des Risikos werden viele Estriche als Sonderlösung abgesperrt, was gar nicht immer notwendig ist.
Dr. A. Unger wies darauf hin, dass im Zuge des Trocknungsprozesses großer Wert darauf zu legen ist, dass die Oberfläche frühzeitig angeschliffen wird und dann die Fußbodenheizung auf Volllast betrieben wird. Hier ist wichtig, dass (wenn möglich) tatsächlich 55 Grad maximale Vorlauftemperatur erreicht werden. Im gegenständlichen Fall wurden die Estriche im maximal beheizten Zustand flächig mit einem berührungsfreien Laserthermometer überprüft. Hierbei ergab sich, dass die Oberflächentemperaturen des Estrichs stark schwankten. Es ist davon auszugehen, dass der hydraulische Abgleich nicht überall geeignet durchgeführt worden war.
Zudem empfahl der Sachverständige die Installation einer Bauwerkstrocknung mit Kondensationstrockengeräten in Verbindung mit ausreichenden Lüftern bzw. Ventilatoren. Es sollte darauf geachtet werden, dass alle Geräte ausreichend dimensioniert sind für die vorhandenen Räumlichkeiten.
4) Diskussion über die KRL Messmethode
Referent: Dr. Horst Schuh
Der Referent erläuterte zunächst nochmals den aktuellen Stand der Messung der korrespondierenden relativen Luftfeuchtigkeit. Bei funktionierender Messmethode bestünde der große Vorteil darin, eine materialunabhängige Messmethode zu haben. Es würde demnach dann keine Rolle spielen, ob es sich z.B. um einen Zementestrich, Calciumsulfatestrich oder um einen Holzwerkstoff handelte.
Nach aktuellem Stand gehe man derzeit davon aus, dass ein unbeheizter Estrich bei <= 75 KRL-% belegt werden kann, ein beheizter Estrich bei <= 65 KRL-%.
In diesem Zusammenhang kam es zu einer Diskussion zu dieser Messtechnik. In letzter Zeit hatte sich ja der Arbeitskreis Sachverständige im BEB gegen die KRL-Messmethode ausgesprochen. Herr Dr. Schuh erläuterte daraufhin die Einwendungen der Gegner dieser Methode und seine Meinung hierzu.
Dr. A. Unger brachte ein, dass er bei einigen Objekten parallel zu CM-Werten und Darrwerten auch die KRL-Prozentwerte gemäß der TKB-Messanleitung überprüfen ließ. Ergebnis war, dass sowohl bei unbeheizten als auch bei beheizten Zement- und Calciumsulfatestrichen die KRL-Methode teilweise noch erhöhte Feuchtigkeitswerte aufzeigte, als gemäß CM-Technik und Darr-Technik bereits Belegfähigkeit signalisiert war. Wenn die entsprechenden Werte der KRL-Methode Belegfähigkeit signalisierten, so zeigten Darr- und CM-Werte schon sehr niedrige Werte im Bereich zwischen der Belegreife und der Ausgleichsfeuchtigkeit.
Es ist zu erwarten, dass noch weitere Erfahrungen mit dieser Technik in den nächsten Monaten und Jahren gesammelt werden.
5) Untersuchungen über die Rissbildung in kleinen Bädern einer Wohnanlage, Sulfatbelastung im Estrich – Quellverformung
Referent: Dr. Horst Schuh
Der Referent illustrierte einen Schadensfall, bei dem es offensichtlich zu Expansionen in einem Zementestrich in der Weise gekommen war, dass ganze Wände in diesem Zusammenhang herausgeschoben wurden. Es handelte sich von der Nutzung her, um Bäder, welche mit Zementmörtel ausgestattet wurden, während die angrenzenden Bereiche mit Calciumsulfatestrich belegt wurden. Im Zuge der chemischen Analysen wurde festgestellt, dass der Estrich im Badbereich sehr hohe Sulfat-Werte aufwies.
Es erfolgte im Anschluss eine Diskussion innerhalb der Teilnehmer, wie es zu erhöhten Sulfat-Werten im Estrich kommen könnte.
Die wahrscheinlichste Lösung schien, dass es zu einer sekundären Ettringitbildung durch den Kontakt von Zementmörtel mit Calciumsulfat gekommen sein könnte. Zu derartigen Effekten kann es kommen, wenn z.B. Verunreinigungen im Liefermörtel auftreten oder wenn z.B. in einem Druckluftförderer die verschiedenen Mörtelarten hintereinander gepumpt werden, ohne entsprechende Reinigungen durchzuführen. Hierzu gehört auch das Spülen der Schläuche.
6) Kontamination von Fußbodenaufbauten – oder Biotope im Verborgenen
Referenten: Ing. Paul-Michael Böhm / Christian Irsa
Der Vortrag befasste sich insbesondere mit der Situation, wenn auf Dauer erhöhte Feuchtegehalte im Fußboden vorhanden sind. Dies kann z.B. im Rahmen eines Wasserschadens oder aber auf Grund von mangelnden Trocknungsmöglichkeiten der Fall sein. In diesem Zusammenhang zeigte der Referent verschiedene Indikatoren auf, welche abschätzen lassen, um welche Feuchtigkeitsmengen und welche Feuchtigkeitseinwirkdauer es sich hier im Einzelfall handelte. Indikatoren können z.B. entsprechende Pilze sein (die schnell oder langsam wachsen können) oder entsprechende Schädlinge.
Schimmelpilze benötigen üblicherweise Substrate mit niedrigen pH-Werten. Herr Böhm informierte jedoch darüber, dass es sogar spezielle Schimmelpilze gäbe, welche mit eigenen Mitteln den pH-Wert von befallenen Oberflächen absenken können, um dort trotzdem geeignete Wachstumsbedingungen zu erhalten.
Der Referent ging auch auf den echten Hausschwamm (Serpula lacrymans) ein und zeigte in diesem Zusammenhang einen Schadensfall auf. Hier war eine größere Sanierung vonnöten, da im größeren Umfeld das Baumaterial abgetragen werden musste.
Herr Böhm wies darauf hin, dass es zu gefährlichen Vergiftungen kommen kann, wenn z.B. Kleinkinder in der oralen Phase Pilze mit dem Mund aufnehmen. Dies ist häufig die größte Gefahr im Umgang mit Pilzen.
Um seriös beurteilen zu können, wie gefährlich ein Pilz im Einzelnen ist, sind umfangreiche Erfahrung und Laboranalysen notwendig.
Schimmelhunde sind in der Lage, sowohl Bakterien als auch die Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen aufzuspüren. Insofern kann aus Sicht des Referenten ihr Einsatz sinnvoll sein.
Eine große Gefahr sah der Referent in nass eingebrachten Ausgleichsschüttungen, die oft nicht ausreichend Gelegenheit zum Austrocknen haben. Hier kann es dann zu derartigen Effekten, wie beschrieben, kommen. Häufig besteht die Schwierigkeit darin, dass derartige Schüttungen z.B. direkten Kontakt zu feuchteempfindlichen Gipskartonplatten haben, die ein günstiges Substrat für Schimmelbildung bieten. Hier empfahl Herr Böhm eine entsprechende geeignete Feuchtigkeitssperre zwischen der Schüttung und dem Gipskarton zu platzieren. Zudem muss die Schüttung ausreichend Zeit zum Trocknen haben, bevor weitere Fußbodenschichten eingebracht werden.
Bild: Vortragssaal mit Publikum
Quelle: A. Unger