Kann man beschleunigte Estriche korrekt mit dem CM-Gerät messen?

Bericht verfasst von Dr. A. Unger, Donauwörth, Fachjournalist und Autor des FUSSBODEN ATLAS®

Immer wieder ergab sich in den letzten Jahren die Frage, ob man Zementestriche mit Flüssigbeschleunigern korrekt mit dem CM-Gerät auf ihren Feuchtigkeitsgehalt hin untersuchen kann. Man hörte immer wieder von Fällen, bei denen dies nicht der Fall gewesen und es dadurch zu Schäden gekommen sein soll. In meiner Praxis bin ich einem solchen Fall noch nicht begegnet, aber man ist ja durchaus immer bereit, dazuzulernen.

In diesem Zusammenhang hatten wir dann einen konkreten Fall, bei welchem dem Zementestrich ein Flüssigbeschleuniger hinzugefügt wurde. Es gab jedoch keine abweichenden Aussagen oder Abzugswerte in Bezug auf den CM-Wert lt. Norm. Der Parkettleger behauptete, eine CM-Messung durchgeführt zu haben und trotzdem kam es zu Feuchtigkeitsschäden am Parkett durch Einwirkung aus dem Estrich. Wieder ergab sich die Frage, ob das Estrichzusatzmittel daran schuld sein könne.

Die Argumentation bezieht sich darauf, dass ein solcher Estrich ja möglicherweise eine abweichende Sorptionsisotherme von einem Standardzementestrich aufweisen und deshalb fälschlicherweise Belegreife vorgaukeln könnte. Für mich war dies kaum nachvollziehbar, da ja heute mehr oder weniger alle Estriche zumindest irgendeine Art Flüssigzusatzmittel beinhalten. Hier geht es um die Verarbeitbarkeit aber natürlich auch um die Gesamtmenge an Wasser, die dem System beigefügt wird.

Um dies ein für allemal zu klären, entschieden wir uns für den Weg, das Institut für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung (IBF) in Troisdorf damit zu beauftragen, dies nun definitiv herauszufinden. Wir stellten dem IBF das verwendete Zusatzmittel und die Dosierungsangabe zur Verfügung. Die Zementestriche für die Prüfungen sollten mit einem Mischungsverhältnis Zement zu Gesteinskörnung von 1:6 Masse-Teilen mit einem Wasserzementwert von 0,55 gemischt werden. Für die Herstellung der Zementestriche sollte der Zement CEM I 42,5 verwendet werden und die Gesteinskörnung sollte der Regelsieblinie B8 nach DIN 1045-2 entsprechen. Das Zusatzmittel wurde in einer Dosierung von 0,2%, bezogen auf das Zementgewicht, zugegeben.

Sodann wurden eine Nullmischung und eine Mischung mit dem Zusatzmittel vorgenommen.

Zur Bestimmung der Sorptionsisotherme der Zementestriche wurden aus dem Zementestrich Prismen von 4x4x16 cm hergestellt. Die Prismen wurden vollständig verdichtet. Sie lagerten zwei Tage abgedeckt in der Form und anschließend entformt bis zum Alter von sieben Tagen im Feuchtkasten bei 20°C und 95% relativer Luftfeuchtigkeit.

Danach lagerten die Prismen jeweils bis zum Erreichen der Gewichtskonstanz in einer Klimakammer nacheinander bei 80% relativer Luftfeuchtigkeit, bei 65% relativer Luftfeuchtigkeit, 50% relativer Luftfeuchtigkeit und 35% relativer Luftfeuchtigkeit bei einer Lufttemperatur von 20°C. Nach Erreichen der Gewichtskonstanz wurde der Feuchtegehalt durch Darren bei 105°C sowie durch eine CM-Messung nach DIN 18 560-1 bestimmt. Die festgestellten Feuchtegehalte sind in den folgenden Tabellen dargestellt wie auch der Verlauf der Ausgleichsfeuchten.

Resümee:

Bei der Prüfung wurde kein Unterschied bei den Sorptionsisothermen des Zementestrichs ohne Zusatzmittel und des Zementestrichs mit Zusatzmittel festgestellt. Die CM-Messung war bei beiden Zementestrichen uneingeschränkt möglich.

Dieses Ergebnis hatte ich durchaus schon vermutet, da nicht klar sein soll, wie 100 ml Zusatzmittel selbst als Konzentrat bei 200 l Gesamtmörtelmenge pro Pumpe wesentliche technisch physikalische Eigenschaften des Konglomerats verändern sollen. Ich gehe insofern davon aus, dass dies nicht nur für das getestete Zusatzmittel auf PCE-Basis gilt, sondern auch für ähnlich zusammengesetzte Zusatzmittel, die üblicherweise für diese Produkte Verwendung finden.

Meiner Meinung nach, kommt es eher dann zu Schäden, wenn von Firmen, welche Beschleuniger vertreiben, ungeeignet hohe Abzugswerte propagiert werden, die man noch vom CM-Wert herunterrechnen könne. Hier wäre im Einzelfall zu klären, inwiefern derartige Produkte zusätzlich Wasser binden können, wie dies z.B. bei Schnellzementestrichen der Fall ist. Diese sind in der Lage, Wasser kristallin auf Dauer einzubinden.

Wenn aber das Produkt korrekt eingebaut ist und der Belegreifwert lt. Norm beachtet wird, dann liegt es i.d.R. nicht an der ungeeigneten Messbarkeit des Estrichs per CM-Messung, wenn es zu einem Schaden am Parkett kommt. Dann liegt es aus meiner Sicht eher häufiger daran, dass entweder der CM-Wert ungeeignet ermittelt wurde (z.B. nur in der oberen Zone) oder eben nicht ausreichend häufig per CM-Gerät gemessen wurde.

Tabelle 2: Ausgleichsfeuchtegehalte der Zementestriche

Skizze 1: Sorptionsisothermen der Zementestriche

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