Seminar Deutscher Sachverständigentag 2018 für Parkett, Fußbodentechnik und Unterböden

Bericht verfasst von Dr. A. Unger, Donauwörth, Fachjournalist und Autor des FUSSBODEN ATLAS®
Der Beitrag beinhaltet teils wörtliche Zitate aus den einzelnen Skripten.

Am 07.06.2018 hatte ich die Gelegenheit, den zweiten Tag der Vortragsveranstaltung des Deutschen Sachverständigentags 2018 zu besuchen, welcher sich intensiv mit den Themen Parkett, Fußbodentechnik und Unterböden befasste. Ich danke nochmals Herrn Weber und Herrn Fendt für die freundliche Einladung. Die Veranstaltung war gut besucht und bot im Foyer eine kleine Ausstellung. Nachfolgend berichte ich ausschließlich über die Vorträge, die ich an diesem Tag besucht habe.

TKB Ringversuch zur KRL-Messmethode
Ergebnisse und deren Folgen
Dr. Thomas Brokamp, Bona

Der Referent zeigte zunächst die unterschiedlichen Zustandsformen von Wasser in Form von fest, gasförmig und flüssig auf. Generell geht es bei der KRL-Technik darum, eine Alternative/Ergänzung zu den herkömmlichen Messmethoden in Form von Darrprüfung (= Labormethode) und CM-Messungen aufzuzeigen. Die technische Kommission Bauklebstoffe arbeitet an der Thematik, da es sich bei einer funktionierenden KRL-Methode um eine materialunabhängige Prüfung handeln würde, mit der man unterschiedliche Baustoffe messen könnte. Grundsätzlich ist die KRL-Messung nicht abhängig von der Probengröße oder Masse; i.d.R. werden die Messungen aber an Estrich-Stemmproben mit 50 bis 150 g durchgeführt, welche in einen PE-Beutel oder in eine CM-Flasche zerkleinert gegeben wird. Nach 20 bis 30 Minuten kann dann der Wert der relativen Luftfeuchtigkeit im Beutel bzw. in der Flasche abgelesen werden.

In diesem Zusammenhang zeigte Dr. Brokamp eine Grafik auf, welche von Herrn Ing. Schnell im Jahr 1985 veröffentlicht wurde. Die qualitative Skizze zeigt Sorptionsisotherme, aufgeteilt in eine Kurve für die Desorption und eine für die Adsorption (Hysterese). Auffällig war, dass die Desorptionskurve steiler verläuft als die Adsorptionskurve.

Dies bedeutet, dass bei einem Estrich im Trocknungsprozess (Desorption) bei gleicher relativer Raumluftfeuchtigkeit eine höhere Massefeuchtigkeit im Estrich vorhanden ist, als z. B. bei einem durch erhöhte Luftfeuchte auffeuchtenden Estrich. Letzterer hat dann bei gleicher relativer Raumluftfeuchtigkeit eine geringere Massefeuchtigkeit. Dies erklärt auch, warum Zementestriche nicht extrem empfindlich gegenüber nachträglicher Auffeuchtung durch die Raumluft sind.

Weiterhin ging der Referent auf die Temperaturabhängigkeit der KRL-Methode ein, die ungefähr eine Differenz von 10 KRL-% bei einem Temperaturunterschied von 25 °C (5 °C bis 30 °C) mit sich bringen kann.

Danach zeigte der Referent auf, dass Estrichporen über schmale Kanäle miteinander verbunden sind. Diese Kanäle nehmen Wasser schon bei niedrigen Luftfeuchten auf, wodurch diese verschlossen werden. Dies ist die Ursache der oben erwähnten Hysterese.

Im Anschluss zeigte Dr. Brokamp die Ergebnisse des Ringversuches, welche aus seiner Sicht eine gute Korrelation zur CM-Technik und zur Darrprüfung zeigten. Zwischen einer Querschnittsmessung und einer Messung aus der unteren Hälfte findet man einen Unterschied von nur ca. 5 KRL-%. Als Resümee ging der Referent davon aus, dass bei einem Zementestrich 2 CM-% ungefähr 80 KRL-% entsprächen. Gleiches würde für einen Calciumsulfatestrich gelten, bei welchem 0,3 CM-% ebenfalls ca. 80 KRL-% entsprächen. Dies würde bedeuten, dass man mit einem Wert von <= 75 KRL-% bei unbeheizten Estrichen auf der sicheren Seite sein müsste und bei beheizten Estrichen bei <= 65 KRL-%.

Podiumsdiskussion:
Feuchtemessungen an Untergründen – Quo vadis?
Walter Denzel, Alfred Puchegger, Dr. Thomas Brokamp, Dr. Norbert Arnold,
Dr. Frank Radtke, Prof. Dr. A.O. Rapp – Moderation Manfred Weber

Bei der Podiumsdiskussion wurde deutlich, dass es durchaus Diskussionsbedarf zu dieser Technik gibt. Anlass für deren Entwicklung war u.a. die Aussage, dass bei Estrichen mit speziellen Zusatzmitteln (flüssige Trocknungsbeschleuniger) angeblich auf Grund einer unterschiedlichen Sorptionskurve die CM-Messtechnik nicht anwendbar sei. Diesbezüglich meldete sich Herr Oliver Erning als Obmann der DIN 18 560 zu Wort und wies darauf hin, dass er derzeit die CM-Technik für geeignet zur Feuchtigkeitsmessung derartiger Estriche sieht und die KRL-Technik bestenfalls als komplementäre Lösung betrachte. Wenn man Estriche mit Trocknungsbeschleunigern gemäß der bekannten CM-Messtechnik ohne Abzüge oder Aufschläge misst, so würde diese durchaus das Feuchtigkeitsprofil derartiger Estriche geeignet abbilden.

Auf Rückfrage von Herrn Weber sagten von den 130 anwesenden Sachverständigen nur drei, dass ihnen Fälle bekannt seien, bei denen die CM-Messung eines beschleunigten Systems nicht funktioniert habe und dies Schäden nach sich gezogen habe. ‚Ross und Reiter‘ wurden jedoch nicht benannt.

Herr Denzel wies darauf hin, dass es ihm wichtig sei, in Zukunft eine Methode zur Hand zu haben, welche die Estrichfeuchtigkeit korrekt ermittelt unter gleichzeitiger Kenntnis, wohin die Reise feuchtetechnisch geht. Weiterhin erwähnte er, dass immer wieder davon gesprochen werde, dass die CM-Messung an ‘modernen’ (vergüteten) Estrichmischungen häufig zu Fehlmessungen führe und deshalb die KRL-Messung als Ergänzung dienen könne. Er empfahl zerstörungsfreie Messmethoden, die aus seiner Sicht genauere Messergebnisse als CM oder KRL liefern können.

Herr Dr. Radtke als Experte der CM-Methode sah die KRL-Technik als durchaus taugliche Zusatzmessung für Sachverständige bei der Beurteilung von Schadensfällen an.

Im Anschluss meldete sich der Bundesinnungsmeister Peter Fendt zu Wort und stellte nochmals die vorgenannten Grenzwerte in Form von 75 KRL-% bei unbeheizten Estrichen und 65 KRL-% bei beheizten Estrichen zur Diskussion. Einzelne Sachverständige versicherten, in Zukunft eigene Messungen durchführen zu wollen, um Erfahrungen mit dieser Messmethode zu sammeln.

Warum elektrische Holzfeuchtemessungen nicht immer sinnvoll
Sind!
SV Thomas Allmendinger, Parkett- und Estrichlegermeister, Ellwangen

Massivparkett muss im Mittel in unseren Breitengraden mit 9 Gewichtsprozent an Feuch-tigkeit geliefert und verlegt werden (Ausnahme z.B. Tropenholz). Der Wert soll elektrisch gemessen werden, im Streitfall per Darrprüfung. Bei Fertigparkett gilt ein Wert von 7 Gewichtsprozent, welcher mit der Darrprüfung ermittelt werden soll. Elektrische Messungen stellen Schätzungen dar. Nun wollte Herr Allmendinger testen, ob es überhaupt möglich ist, Fertigparkette mit einer elektrischen Messung auf ihren Feuchtigkeitsgehalt hin zu untersuchen. Bei Fertigparkett rechnet man im Bereich der Nutzschicht mit ungefähr 8 Gewichtsprozent an Feuchtegehalt, im Bereich des Gegenzugs ungefähr mit 6 Gewichtsprozent. Probleme kann es geben, wenn der Gegenzug z.B. zu trocken angeliefert wird. Während die Nutzschicht bei idealen raumklimatischen Bedingungen und einer r.F. um 50 % keine Dimensionsänderung erfährt, kommt es bei der untertrockneten Trägerschicht bereits hier zu einer Holzfeuchtezunahme aus der Raumluft und zu positiven Dimensionsänderungen. Über luftfeuchtehohe Sommermonate führt der dann deutlich stärkere Quelldruck an der Unterseite des Parketts zu sichtbaren Wellenbildungen in der diesen Bewegungen entgegenwirkenden Nutzschicht des Parketts. Wird die Tragschicht mit zu hohem Feuchtegehalt und die Nutzschicht mit ordnungsgemäßem Feuchtegehalt angeliefert, kommt es vorwiegend über die luftfeuchtearmen Wintermonate zu extremen Fugenbildungen, Verwerfungen und Rissbildungen innerhalb der Nutzschicht des Parketts. Wenn Risse im Mehrschichtparkett auftreten, so können diese im Übrigen auch ein Anzeichen für eine schlechte Verleimung sein.

Allgemein bekannt war, dass die Feuchtewerte der Räuchereiche wegen des Ammoniakgehaltes elektrisch nicht prüfbar sind. Die Untersuchungen haben deutlich gemacht, dass der Holzfeuchtegehalt bei Mehrschichtparkett jedoch prinzipiell nicht mit elektrischen Messgeräten zuverlässig gemessen werden kann, was im Übrigen der Obmann der EN 13 489 – Mehrschichtparkett, auf schriftliche Nachfrage des Referenten bestätigt hatte. Trifft man einen Parkettfußboden an, der trotz passender Holzfeuchtigkeit eine deutliche Fugenbildung aufweist, so kann man davon ausgehen, dass vorher wohl die Feuchtigkeit noch höher gewesen sein muss.

Das Fazit des Referenten: Die zahlreichen von ihm gemessenen Fertigparkette deckten sich bei der elektrischen Messung mit Messgeräten führender Hersteller am Markt nicht mit den Darrprüfungen und es ließ sich auch kein entsprechendes Muster erkennen. Dies bedeutet für den Referenten, dass man Fertigparkett schlicht und einfach wegen der heterogenen Zusammensetzung der unterschiedlichen Schichten nicht zuverlässig elektrisch messen kann. Theoretisch könnte lediglich die Massivholzschicht orientierend gemessen werden, was der Grund für den Zusatz in der Norm darstellt. Allerdings ist dies bei Mehrschichtparkett jedoch nicht praktikabel und zuverlässig durchführbar, weshalb auch eine Prüfpflicht zur Feuchtekontrolle bei Anlieferung nicht existent sein kann. Es ist also an den Herstellern, die ordnungsgemäßen Holzfeuchtewerte für ihr geliefertes Parkett den Bodenlegern zu garantieren.

Erschreckendes Zusatzergebnis der Untersuchungen war, dass die Holzfeuchtigkeit der original verpackten und neu bestellten Ware von einem bei Schadensfällen vehement auf die Kontrollpflicht der Verleger verweisendem Hersteller, allesamt, zum Teil extrem, von den zulässigen Feuchtewerten abwichen. Lediglich die Vergleichsprobe eines anderen Herstellers, war mit dem richtigen und notwendigen Feuchtegehalt ausgeliefert worden.

Auf Rückfrage von Herrn Allmendinger sagten selbst die Hersteller der elektrischen Messgeräte aus, dass man mit ihren Produkten Mehrschichtparkett nicht geeignet messen kann.

Abschließend stellte Herr Allmendinger die Frage in die Runde, ob ein Parkettleger eine Prüfpflicht haben kann, Mehrschichtparkett mit einer elektrischen Methode auf seinen Feuchtigkeitsgehalt hin zu messen, wenn man auf der anderen Seite weiß, dass dies gar nicht möglich ist.

Der interessante Schadensfall – Anhydrit
„nur“ 0,2 % außerhalb der Norm!?!
SV Norbert Strehle, Institut für Fußbodentechnik, Koblenz

Der Experte vom Institut für Fußbodentechnik zeigte zunächst auf, dass gemäß seiner Einschätzung eine Estrichnorm dem prüfenden Bodenleger keine Vorschriften machen kann, welche Grenzwerte für die Belegung mit Bodenbelägen gelten würden. Dies wäre nur dann denkbar, insofern die Estrichnorm gegenüber dem Parkettleger vertraglich vereinbart wäre.

Stein des Anstoßes war, dass in der DIN 18 560 der Belegreifgrenzwert für beheizte Calciumsulfatestriche von 0,3 auf 0,5 CM-% angehoben wurde.

Diesbezüglich wird häufig gesagt, dass es sich hier um einen Rechenfehler handele. Es wurde nämlich damals der Belegreifgrenzwert von Zementestrichen von 2 CM-% im Fall einer Beheizung um 10% auf 1,8 CM-% abgesenkt. Unter Beibehaltung dieser Logik hätte es bei Calciumsulfatestrichen ausgehend von 0,5 CM-% dann 0,45 CM-% lauten müssen. Laut Herrn Strehle war dies aber niemals ein Thema. Es ging immer darum, die jeweiligen Werte um 0,2% zu senken.

Dies untermauerte Herr Strehle mit dem Feuchtigkeitsgehalt eines 70 mm dicken Zementestrichs. Diesen setzte er mit einem Gewischt von 150 kg je m2 an. Bei einem Feuchtegehalt von 2 CM-% entspricht dies 3000 g Wasser pro m2. Bei 1,8 CM-% wären dies nur 2700 g Wasser pro m2. Es handelt sich also um eine Differenz von 300 g Wasser pro m2. Bei einem 70 mm dicken Calciumsulfatestrich mit einem Wassergehalt von 150 kg je m2 verhält sich dies wie folgt: 0,5 CM-% entsprechen 750 g Wasser pro m2. 0,3 CM-% entsprechen 450 g Wasser pro m2. Auch hier liegt die Differenz exakt bei 300 l Wasser pro m2.

Herr Strehle hat derzeit mit Schadensfällen zu tun, bei welchen beheizte Calciumsulfatfließestriche bei einem Wert von ca. 0,5 CM-% zu Feuchteschäden am darauf befindlichen Parkett geführt haben. Hier kam es zur flächigen Ablösung des Parketts vom Estrich sowie zu zahlreichen Verschüsselungen und Hohlstellen. Es ergab sich eine Holzfeuchtigkeit von 13%. Wäre die Holzfeuchte bei Lieferung zu gering gewesen (auch bei Untertrocknung), so hätte der Estrich im Zuge der Auffeuchtung wohl eher nur um die 9% Feuchtigkeit aufgewiesen.

Der Referent empfahl den versammelten Sachverständigen und Bodenlegern sowie Parkettlegern auch in Zukunft für beheizte Calciumsulfatestriche den Belegreifgrenzwert von 0,3% anzusetzen, wie dies auch die TKB empfiehlt.

BEB-Merkblatt 4.9
Fertigteilestriche auf Calciumsulfat- und Zementbasis
SV Ernst Weinzierl, Obmann AKF Fertigteilestrich BEB, Vilsbiburg

Das entsprechende Merkblatt über Fertigteilestriche soll in den nächsten Wochen veröffentlicht werden. Der Referent zeigte aber dem Publikum schon heute die wesentlichen Inhalte auf.

Dort ist festgehalten, dass Fertigteilestriche trotz ihres Namens nicht in den Geltungsbereich der DIN 18 560 fallen würden. Weiterhin empfahl Herr Weinzierl im Unterschied zu Nassestrichen Fertigteilestriche möglichst spät im Objekt einzubauen, da sie sonst aufwändig geschützt werden müssen. Problematische Effekte sind z. B. Auffeuchtungen, Verschmutzungen, Beschädigungen, etc. Wenn es bei stark schwingenden Holzbalkendecken im Übergang zum Mauerwerk zu großen Verformungen kommt, empfahl er Fugen in den Fertigteilestrichen anzuordnen. Als Raumluftbedingungen sah er eine relative Luftfeuchtigkeit von <= 75% und eine Raum- bzw. Bodenkontakttemperatur von >= 15 Grad Celsius als geeignet an.

Im Unterschied zu Nassestrichen sind Fertigteilestriche nicht so steif und lastverteilend. Deshalb sollten hier möglicherweise steifere Dämmungen darunter zum Einsatz kommen. Sollen höhere Lasten aufgebracht werden, wo großformatige Fliesen platziert werden oder spezielle Parkette zum Einsatz kommen, dann empfiehlt sich eine mehrlagige Verlegung. Die Randfuge sollte grundsätzlich >= 10 mm Dicke haben und bei Brandschutzanforderungen nicht brennbar sein. Besonders wichtig war dem Referent die vollflächige Auflage des Estrichs auf der Dämmschicht. Gerade bei Fußbodenheizungen sollten auf Schüttungen lastverteilende Schichten eingebracht werden. Der Verleger muss sich darauf verlassen können, dass die eingepackten Fertigteilestrichelemente die zugesicherten Eigenschaften aufweisen, eine Sichtprüfung ist jedoch trotzdem vonnöten..

Trennlagen im Kontaktbereich zu Schüttungen können Knirschgeräusche vermeiden. Die Verwendung von losen Schüttungen ist erlaubt, wenn sie lagerstabil sind und sich später nicht verändern.

Tritt an Stoßfugen Klebstoff aus, so muss dieser vom Verleger entfernt werden. Dies ist häufig erst am nächsten Tag möglich. Mosaik- und Mehrschichtparkette können i.d.R. auf Fertigteilestrichen platziert werden, während andere Parkette möglicherweise problematisch sind. Bei Keramik sah Herr Weinzierl eine maximale Kantenlänge von 33 cm als geeignet an.

Maßänderungen bei elastischen Belägen 3.0
SV Richard Kille, IFR Köln

Zunächst wies der Referent darauf hin, dass es in Verbindung mit Bodenbelagsmaterialien i.d.R. immer zu gewissen Maßänderungen kommt, auch wenn der Belag als maßhaltig ausgelobt ist. Damit ist i.d.R. nur gemeint, dass sich die Abmaße in einem gewissen Toleranzbereich bewegen. In einem solchen Fall kann auch eine fachlich korrekt eingebrachte Schweißnaht bzw. Schmelzdraht durch eine entsprechende Maßänderung des Belags überfordert sein. Üblicherweise ist es so, dass die Maßänderung des Bodenbelags durch eine geeignete Verklebung gemindert werden. Es gibt jedoch auch Fälle, bei denen dies genau anders herum ist. In einem Fall zeigte der geklebte Bodenbelag deutlich erhöhte Maßänderungen gegenüber dem unverklebten Bodenbelag. Dies erklärte Herr Kille durch eine Weichmacherwanderung aus dem PVC in den Klebstoff hinein. Laut Aussage des Referenten könne man die Weichmacher beim Öffnen der Konstruktion regelrecht riechen.

Bei Designplanken-Belägen (LVT = ‚luxury vinyl tile‘) kann man auf Grund der Maßtoleranzen 0,2 bis maximal 0,3 mm breite Fugen in Längsrichtung dem Kunden evtl. noch erklären. Alles, was darüber hinausgeht, ist aus Sicht von Herrn Kille nicht hinnehmbar. In diesem Zusammenhang wies der Referent darauf hin, dass das Resteindruckverhalten von PVC-Belägen i.d.R. geringer ist als das von Linoleumbelägen. Im Übrigen zeigte er auf, dass es korrekter sei, von ‚Bewegungsfugen‘ zu sprechen, als von ‚Dehnfugen‘. Bewegungsfugen müssen sowohl Dehnungen wie auch Kontraktionen aufnehmen können. Hohe einwirkende Temperaturen führen zu starken Expansionen, vor allem bei unverklebten Bodenbelägen. Bei verklebten Bodenbelägen kommt es hingegen häufig zur Bildung von Stippnähten.

Als Fazit wies Herr Kille darauf hin, dass es eben nicht nur zu Schrumpf-, sondern durchaus auch zum Quellen bei derartigen Belägen kommt, wenn die entsprechenden Temperaturen vorhanden sind. Stehen dann noch schwere Lasten (z.B. eine Küche) einseitig auf dem Bodenbelag, so ist in diese Richtung schon keine Bewegung mehr möglich. Auch, wenn diese derartigen Systeme häufig anders ausgelobt sind, gehören sie in die Hände von Experten und sind häufig für Laien nicht geeignet.

Funktionsweisen von Estrichbeschleuniger
Was beschleunigen denn diese?
Frank Ruschke, Parkett- und Estrichlegermeister,
e-4 Bauchemie GmbH, Mellau (Österreich)

Nach einer kurzen Vorstellung der Fa. e-4 Bauchemie GmbH zeigte Herr Ruschke zunächst , dass zur Herstellung von Estrichmörteln ausschließlich Ausgangstoffe wie Bindemittel, Gesteinskörnungen, Zusatzmittel, Zusatzstoffe und Wasser zu verwenden sind, die sich auch nachweislich hierfür eignen. Weiterhin wies er darauf hin, dass der Feuchtegehalt nur ein Kriterium zur Beurteilung der Belegreife ist. Nicht geeignete Raum- u. Bodentemperaturen, sowie Raumluftfeuchte stellen ebenfalls einen wesentlichen Bestandteil zur Beurteilung der Belegreife dar.

Als nächstes erläuterte Herr Ruschke verschiedene Porenarten im Estrich wie z.B.: Verdichtungsporen, Luftporen, Kapillarporen, Schrumpfporen und Gelporen. Luftporen im Estrich führen zur besseren Verarbeitbarkeit, jedoch wird dadurch auch die Festigkeit reduziert. Weiterhin wies er darauf hin, dass die Begriffe ‚Schnellestriche‘ und ‚beschleunigte‘ Estriche in letzter Konsequenz nicht ganz scharf voneinander abgetrennt werden können. Zum Einsatz kommen im Bereich der Estrichzusatzmittel in erster Linie Verarbeitungshilfen, Trocknungsbeschleuniger und Erhärtungsbeschleuniger. Trocknungsbeschleuniger verringern die Wartezeit bis zur Belegreife im Prüfpunkt Feuchte (normative Restfeuchte). Deshalb werden diese zur Verkürzung der Bauzeit eingesetzt. Vergütungen werden eingesetzt um gewisse Eigenschaften wie Biege- und Druckfestigkeiten des Estrichs zu verbessern.

Zudem zeigte Herr Ruschke anhand eines Beispiels auf, dass durch die Beigabe eines geeigneten Zusatzmittels unter anderem eine Reduktion des Anmachwassers pro Pumpe erzielt werden kann. Nimmt man bei einem Zementestrich die Glättung ‚per Hand‘ vor, so ergeben sich häufig w/z-Werte von bis zu 0,7. Dadurch wird wiederum eine große Menge an Überschusswasser im System belassen. Dies führt dann zu einer verzögerten Austrocknung, einer späten Belegreife und verminderten Festigkeiten. Durch die Nutzung geeigneter Estrichzusatzmittel neuerer Generationen, die aufgrund ihrer abstoßenden Ladung die Zementpartikel untereinander durch Ausbildung von speziellen Strukturen auf Abstand halten, wird eine bessere Verarbeitbarkeit ermöglicht.

In seinem Schlusswort plädierte Herr Ruschke dafür, einen Partner aus der Zusatzmittelbranche zu wählen, welcher die Estrichfirmen während und nach der Estrichausführung fachkundig berät und ein Bindeglied zwischen den beteiligten Parteien darstellt. In letzter Konsequenz geht es darum, den reibungslosen Baustellenablauf zu beschleunigen und diesen schadensfrei zu halten.

Hohlstellen bei Parkett –Unterschieldiches Klangverhalten
SV Dieter Humm, Parkettlegermeister und Restaurator, München

Der Sachverständige zeigte einen Schadensfall auf, bei welchem der erste Gutachter auf einer Fläche von 200 m2 ungefähr 40 Hohlstellen im Parkett feststellte. Der zweite Gutachter kam auf 70 Hohlstellen. Unter Anleitung eines dritten Sachverständigen wurden alle festgestellten Auffälligkeiten beseitigt. Eine Auswirkung auf die unterschiedlichen Feststellungen kann in diesem Zusammenhang die Verwendung von HDF-Trägern haben. Es handelt sich hier um hochdichte Faserplatten, bei denen die Holzfasern mit Leim gebunden werden. Hier bedarf es einiger Erfahrung in Bezug auf das unterschiedliche Klangverhalten, um festzustellen, ob wirklich zu wenig Klebstoff im Bereich eines HDF-Trägers verwendet wurde. Häufig ergibt sich trotz eines auffälligen Klangverhaltens keine Klebermindermengen bei einer Öffnung.

Im zweiten Praxisfall stellte ein Privatgutachter Hohlstellen und Delaminierungen im Parkett fest. Der Gerichtsgutachter kam lediglich zu dem Schluss, dass Hohlstellen, aber keine Delaminierungen vorhanden waren. In diesem Zusammenhang zeigte der Referent verschiedene Hilfsmittel auf, um Hohlstellen aufzudecken. Die professionellste Lösung sind die sog. ‚Resonanztaster‘, welche auch im Bereich der Fassaden eingesetzt werden. Der ‚Münztest‘ kann im Bereich von Delaminierungen sehr aufschlussreich sein. Lässt man die Münze mit geringem Abstand zur Parkettoberfläche fallen, so springt diese nicht mehr hoch, sondern versackt nahezu auf der Delaminierung. Alternativ kann man auch mit dem Schmidtschen Rückprallhammer arbeiten.

Bei Fischgrätparketten kommt es häufig zu Hohlstellen im Knickbereich des Parkettmusters. In diesem Bereich werden häufig Schnurschläge vorgenommen und der Klebstoff ist bereits angetrocknet, wenn weitergearbeitet wird.

Bild Vortragssaal mit Publikum im Maternushaus Köln
Quelle: Dr. A. Unger

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