Interview vom 23.3.2013 zum Thema ‚Feuchtemessung’ mit Herrn Walter Denzel, Geschäftsführer der Fa. DNS-Denzel Feuchte-Messtechnik Natursteinschutz GmbH in Börtlingen und Erfinder des Denzel Feuchte-Messgerätes

Verfasser des Beitrags: Dr. Unger, Donauwörth, Fachjournalist und Autor des FUSSBODEN ATLAS®


Unger:
Sehr geehrter Herr Denzel, bitte teilen Sie den Lesern der Kolumne in einigen Worten mit, warum die Estrichfeuchtemessmethode so oft diskutiert wird und welche Feuchtemesstechnik Sie persönlich aktuell für Nassestriche empfehlen.

Denzel: Estrich-Hersteller können nicht wissen, ob in der 200 Liter-Mörtelmischung 12 Liter Wasser (6,0 % des Sand-Volumens) schon „drin“ sind, die sie von der notwendigen Wasserzugabemenge abziehen müssten. Der Maschinist entscheidet, ob der Bodenleger gute Arbeit liefern kann, oder nicht. Der Bodenleger soll dann prüfen, ob 0,1 % (~115 g in 1 m² / bei 5 cm Estrichdicke) mehr oder weniger Feuchte enthalten ist. Also: 2,0 CM-% ? Ja !  /  2,1 CM-% ? Nein ! Der Bodenleger soll demnach eine Eignungsprüfung ohne Grenzwert durchführen und man empfiehlt ihm, bei 2,0 CM-% zu belegen, ohne anzugeben, wie viel Wasser 2,0 CM-%, bei welcher Bindemittelart, entspricht.

Feuchte ist Wasserdampf, der sich sofort verflüchtigt, wenn er mit trockenerer Luftmasse in Berührung kommt. Zerstörende Methoden sind deshalb gemäß meiner Meinung zur Feuchtemessung ungeeignet, zumal sie nur einen momentanen Feuchtezustand, (der sich stündlich ändern bzw. reduzieren kann) und einen sehr kleinen Teil der Estrichmasse (50 g = 0,0000217 % einer 20 m² / bei 5 cm Estrichdicke) abbilden können.

Feuchte kann man laut meinem Verständnis nur dann messen, wenn das elektronische, zerstörungsfreie Feuchtemessgerät mit dem Trockenwert (20°C-Ausgleichsfeuchtewert) und dem Feuchteprofil (baustellengerechte Trocknungshärtungsverlaufkurve) der konkreten Estrichsorte kalibriert ist. Wenn man nicht weiß, was „trocken“ bedeutet, kann man nicht messen, was „feucht“ ist. Wenn man nicht weiß, welches Trockengewicht die Estrichschicht erreichen bzw. annehmen kann, kann man nicht wissen, ob 2,0 % Feuchte, 2 Gramm, 2 Kilogramm, oder 2 Tonnen Feuchte bedeutet!

Feuchtemessungen können laut meiner Auslegung nur elektronische Messgeräte leisten, deren Messfeld die Feuchtemoleküle (zerstörungsfrei) erkennt, und als Gewichts-% anzeigen kann.

Unger: Wie funktioniert das von Ihnen entwickelte Feuchtemessgerät und wie genau und reproduzierbar sind die gemessenen Werte?

Denzel: DNS-Feuchte-Sensoren senden ein zerstörungsfreies Messfeld (ähnlich einer Handywelle) in den Estrich, das nur Wasser und Wasserdampfmengen (anhand der Dielektrizitätskonstanten von Wasser  > 80) misst und ein Resonanzfeld entstehen lässt, dessen Kapazität in Gewichts-%, bezogen auf die jeweilige Estrichsorte, angezeigt wird. Mehrere hundert Feuchteprofile bestimmter Estrichmischungen bilden die Basis für >99,9 % genaue DNS-Messergebnisse, die in mehreren Gutachten und Prüfberichten bestätigt wurden. Da DNS-Feuchtemessgeräte nur Wassermoleküle erkennen, haben Stahlbewehrungen und wasserführende Heizungsrohre keinen Einfluss auf das Messergebnis, wenn sie fachgerecht verlegt wurden.

Unger: Besteht die Gefahr bei Ihrem Messgerät, dass die Estrichdichte und die Estrichdicke das Messergebnis verfälschen können?

Denzel: Da DNS-Feuchteprofile an 5 cm dicken, möglichst baustellengerecht verdichteten Estrichproben erarbeitet wurden, werden geringere Estrichdichten und kleinere Estrichdicken mit kleineren Messergebnissen und höhere Verdichtungen und größere Estrichdicken, als höhere Messergebnisse dargestellt. Das größere Feuchterisiko ist aber (für alle Feuchtemessmethoden) in unterschiedlich trocknenden Binde- und Zusatzmitteln zu suchen, die unterschiedliche Wassermengen verschieden schnell verdampfen lassen.

Unger: Was ist Ihre Prognose für die Zukunft? Wie werden wir in 10 Jahren aus Ihrer Sicht Estriche auf Feuchtigkeit hin prüfen?

Denzel: Es ist Estrichlegern aus meiner Sicht dringend zu empfehlen, die 2,0 bzw. 0,5 CM-%-Grenzwertempfehlung aufzugeben, die nach eigenen Untersuchungsergebnissen zwischen 0,3 bis 1,7 CM-% variiert und damit ein Empfehlungsrisiko von 1,7 bis 0,3 % beinhaltet, das für jeden Bodenleger Anlass genug ist, jede Estrichschicht mit Bedenken zu belegen und die Gesamtverantwortung für den Bodenbelag beim Estrichhersteller zu belassen! Wir sollten im Zeitalter der Higgs-Teilchen-Erkennung, Mars-Feuchte-Messungen und Handyelektronik, nicht mehr durch die Lande ziehen, und Hammer und Meißel als „Stand der Technik“ bezeichnen, was schon vor 14.000 Jahren veraltet war!

BAM, Fraunhofer, und andere namhafte Baustoffprüfinstitute haben sich kürzlich unter dem Dach der DGZfP (Deutsche Gesellschaft für zerstörungsfreie Prüfung) in einem Arbeitskreis zusammengeschlossen, der Messmethoden auf Eignung untersuchen soll, um Baustoffherstellern, Architekten, Bauherren und Bodenlegern zutreffende Grenzwerte und geeignete Messmethoden empfehlen zu können.

DNS-Denzel hat sich mangels einheitlicher Richtlinien, für ein Wohnklima mit 20°C bei 55 % r. Lf. als Prüfparameter für die Kalibrierung ihrer Feuchtemessgeräte entschieden, weil alle andere Messmethoden keine „Trockengrenzwerte“ bieten!

Unger: Vielen Dank für das Interview.

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