10. FUSSBODEN-FORUM® 2025
Bericht verfasst von Dr. A. Unger, Donauwörth, Fachjournalist und Autor des FUSSBODEN ATLAS®
Der Beitrag beinhaltet teils wörtliche Zitate aus den einzelnen Skripten.
Auch im Jahr 2025 fand das Forum in der Motorworld in München statt, dieses Mal in der Drivers Hall.
Den ersten Vortrag hielt Syndikus-RA Hilmar Toppe von der Bauinnung München, ein seit vielen Jahren gern gesehener Gastredner auf dem Forum. Er kümmerte sich um den rechtlichen Teil.
1) Aktuelle Rechtsprechung und wichtige Urteile für Architekten und Bauleiter
Referent: Dipl.-Ing. Syndikus-RA Hilmar Toppe, Bauinnung München
Zunächst zeigte der Referent einen Fall auf, indem ein Betrüger eine mit Transportverschlüsselung per E-Mail verschickte Rechnung abfing und manipulierte, sodass der Auftraggeber an den Betrüger und nicht den Handwerker bezahlte. Dadurch stellte sich die Frage, ob der Handwerker die „erneute“ Bezahlung an sich verlangen konnte. Dies wurde vom Gericht verneint, da der rechnungsstellende Handwerker es dem Betrüger zu leicht gemacht hatte, und die Rechnung nicht mit einer ‚end to end‘ Verschlüsselung per E-Mail versandt hatte.
In einem anderen aufgezeigten Fall ging es darum, dass ein Kunde als Bearbeiter für sein Projekt ausdrücklich eine Frau auf Seiten des Auftragnehmers ablehnte, mit der einzigen Begründung, dass es eine Frau sei. Hier wurde der Auftragnehmer wegen nicht ausreichend erfüllten Schutz-Pflichten gegenüber seiner Mitarbeiterin vom Gericht in Regress genommen. Hier wäre es notwendig gewesen, dass der Auftragnehmer seine Angestellte in einem solchen Fall entsprechend in Schutz genommen hätte. RA Toppe wies ausdrücklich darauf hin, dass es durchaus möglich sei, einen Bearbeiter z.B. aufgrund seiner Qualifikation abzulehnen, aber eben nicht aufgrund seines Geschlechtes.
In einem weiteren interessanten Fall ging es darum, ob Emojis in einer WhatsApp Konversation als Willenserklärung verstanden werden können. Dies sah das entscheidende Gericht im konkreten nicht so. Es stufte das verwendete Emoji in dem besprochenen Fall als Gefühlsäußerung ein.
Außerdem stellte der Referent noch Entscheidungen zu den Themen vor, ob
- eine längere Ausführungszeit automatisch ein höheres Honorar für die Bauleitung begründet,
- ein Schlussrechnungsprüfungsprotokoll ein Anerkenntnis sein kann,
- ein Architekt auch Fachgewerke überwachen muss und
- wie der „angemessene Zuschlag“ bei fehlender Preisvereinbarung für Nachtragsleistungen zu ermitteln ist.
2) Spezial-Estriche als Problemlöser in Planung und Ausführung
Referent: M. Streicher und T. Gutberlet, PCI Augsburg GmbH
Der nächste Vortrag befasste sich mit Spezialestrichen. Zunächst zeigte Markus Streicher auf, welche besonderen Anforderungen an Estrichkonstruktionen bestehen können, wie z.B. schnelle Trocknung, besondere Resistenzen oder Formbeständigkeit. Im Anschluss definierte er die Unterschiede zwischen binären und ternären Systemen, wobei binäre Systeme meist aus zwei Komponenten (z.B. Portland-Zement und Aluminat-Zement) bestehen und ternäre Systeme zusätzlich einen Calciumsulfatanteil aufweisen. Zudem wies er darauf hin, dass auch Hybridsysteme, z.B. Calciumsulfat mit einem zusätzlichen anorganischen Bindemittel verwendet werden, um besondere Eigenschaften, wie z.B. ein schnelles Abbinden und Formstabilität zu erreichen.
Üblicherweise hängt das Abbinden des Estrichs sehr von der Umgebungstemperatur ab. Bei der Applikation ist diese Eigenschaft mit zu betrachten. Geringe Temperaturen verzögern die Hydratation und die Festigkeitsentwicklung, höhere Temperaturen können zu einer schnellen Erhärtung führen.
Der Referent zeigte ein patentiertes System aus dem Hause Sika auf, welches weitgehend temperaturunabhängig abbindet und erhärtet.
Zudem wies er darauf hin, dass Produkte mit ternären Systemen sehr unterschiedlich in ihren Bestandteilen sein können und somit auch verschiedene Eigenschaften besitzen.
Im zweiten Teil der Präsentation zeigte Hr. Gutberlet verschiedene Anwendungsfälle auf, bei denen Systeme und Sonderlösungen der Firma Sika zur erfolgreichen Fertigstellung des Fußbodens verhalfen. Dabei wurde zudem veranschaulicht welche zusätzlichen Vorteile die Produkte mit den zuvor vorgestellten Sika-Technologien Bauherren, Planern sowie Ausführenden bieten können.
3) Emotionale Räume im Freien – Lebensraumerweiterung durch bioklimatische Pergolen
Referent: Herbert Kristler, – Chief Sales und Marketing Officer bei Gibus, LEINER GmbH
In einem kurzen Vortrag erläuterte der Referent die Philosophie von Räumen im Freien durch den Einsatz von bioklimatischen Pergolen des Unternehmens Gibus. Hier geht es nicht darum, mithilfe dieser Konstruktionen einen weiteren zusätzlichen beheizten Wohnraum zum Objekt zu gewinnen, sondern es geht vielmehr darum, den Aufenthalt im Freien komfortabel zu gestalten und diesen langfristig zu genießen. Hierbei spielen die Vorteile eines bioklimatischen Lamellendaches eine wesentliche Rolle. Die Lamellen lenken das Licht und der entstehende bioklimatische Effekt garantiert ein angenehmes Wohlfühlklima – auch an besonders heißen Sommertagen. Im Winter lassen die drehbaren Lamellen des Daches das Sonnenlicht ein und ermöglichen ein natürliches Erwärmen der Räumlichkeit. Bei Regen wird durch die entsprechende Horizontalstellung der Lamellen eine Regendichtigkeit erzielt. Bei heißen Temperaturen reicht es aus, die Lamellen zu drehen, um die Stauwärme abfließen zu lassen.
4) Schadensfälle an Bodenbelägen aus der Sachverständigenpraxis
Referent: Dr. A. Unger, SV und Autor des FUSSBODEN ATLAS®
Der Vortragende legte den Schwerpunkt seiner Ausführungen auf wiederkehrende Schäden im Bereich Parkett und großformatige Keramik im Naturstein.
Zunächst lobte Dr. A. Unger die Vorteile des Werkstoffes Holz, der bei geeignetem Umgang hervorragende Materialeigenschaften ausweist und eine hohe Haltbarkeit inne hat. Eine wiederkehrende Problematik besteht durch das Quellen der Hölzer aufgrund von Feuchtigkeitseinfluss. Hier zeigte der Vortragende einen Gutachtenfall, bei welchem Restfeuchtigkeit aus einem Estrich zum Quellen des Holzpflasters führte. Hier kam es zu wesentlichen Schäden und sogar zu einer Beeinträchtigung der Außenwände durch das Schubverhalten.
Anders herum kommt es bei niedrigen Luftfeuchtigkeiten regelmäßig zu Spaltbildungen im Parkett, die sowohl von der Holzart als auch von den Elementbreiten abhängig sind. Es sollte auch darauf geachtet werden, kein untertrocknetes Holz einzusetzen, da die Restfeuchtigkeit des Estrichs ansonsten zu Schäden führen kann.
Wichtig war dem Referenten auch das Thema der richtigen Abdeckung des Parketts. Hier sollte auf Diffusionsoffenheit geachtet werden und die Abdeckung nicht aufgelegt werden, solange die Fußbodenheizung noch läuft. Sonst besteht die Gefahr, dass residuelle Feuchtigkeit im Estrich unterhalb die dampfhemmende Abdeckung gedrückt wird. Hier kann es zu Stockflecken und anderen ungünstigen Erscheinungen an der Parkettoberfläche führen.
Großformatige Parkettelemente müssen i.d.R. nur zu 40% der Stabfläche vom Klebstoff benetzt sein. Bei Auflast dürfen die Parkettstäbe jedoch nicht nachgeben. Ein gewisser Hohlklang ist dann i.d.R. noch nicht als Mangel zu werten, wenn der Parkett festliegt.
Im Anschluss ging der Referent auf großformatige Keramik- und Plattenbeläge ein. Hiervon spricht man im Regelfall ab Seitenlängen von 60 bis 120 cm. Über 120 cm bezeichnet man diese Produkte als ‚Megaformate‘. Für diese gelten jedoch nur die Herstellerhinweise, während es für die Großformate zumindest ein Hinweisblatt gibt.
Hier sollte man bei Großformaten darauf achten, dass:
- die Verlegung im ‚Buttering-Floating-Verfahren‘ mit Fließbettmörteln erfolgt
- die Estriche ausreichend dick gespachtelt werden, i.d.R. ca. 3 bis 6 mm
- die Fliesen möglichst nicht im Verband, sondern auf Kreuzfuge verlegt werden
- ausreichend breite Fugen im Fliesenbelag vorgesehen werden, i.d.R. 3 bis 5 mm
Zudem wies Dr. A. Unger darauf hin, dass gewisse Randabsenkungen des Estrichs inkl. Fliesenbelag nach Verlegung um bis zu ca. 1 cm normal sein können. Höhere Absenkungen haben häufig damit zu tun, dass der Fliesenbelag zu früh auf einen feuchten Estrich verlegt wird. Der nachfolgende Schwindprozess bei gleichzeitiger Arretierung der Estrichoberseite durch die Fliesen führt dann häufig zu intensiven konvexen Verformungen mit entsprechend intensiven Absenkungen der Ränder.
5) Dünne und leichte Fußbodenkonstruktionen im Altbau
Referent: Dr. Norbert Arnold, Uzin Utz AG
Der Referent wies das Publikum zunächst darauf hin, dass es bei der Lastaufnahme von schwimmenden und auf Trennschicht liegenden Fußbodenkonstruktionen in erster Linie auf Einzellasten ankommt und nicht auf Flächenlasten pro Quadratmeter. Letztere können schwimmende und Trennschichtkonstruktionen i.d.R. meist ohne Probleme abtragen, da die Belastung direkt an die Dämmung oder an den Untergrund weitergegeben wird. Einzellasten in der Ecke können jedoch relevante Spannungen in den Lastverteilungsplatten erzeugen.
Wenn es um möglichst wenig Verformung geht, dann empfahl Dr. Arnold die Verwendung von calciumsulfatgebundenen Massen oder ternären zementären Systemen.
Wichtig war dem Referenten im Kontext der Altbausanierung die Möglichkeit, einerseits Gewicht zu sparen und andererseits möglichst wenig Aufbauhöhe zu realisieren.
Hier stellte er z.B. das Minitec-System aus dem Hause Uponor vor, bei welchem die 10 mm dicke Heizrohre nur mit ungefähr 5 bis 7 mm Spachtelmasse überdeckt werden müssen, um für Einzellasten in einer Wohnnutzung ausreichende Eignung aufzuweisen.
Zudem zeigte Dr. Arnold die Möglichkeit auf, zur Gewichtseinsparung Fußbodenheizungsrohre in einem dämmenden Leichtmörtel einzubetten und auf diese dann ein Glasvlies aufzulegen. Letzteres dient dann der Bewehrung eines Dünnestrichs bzw. einer Spachtelmasse. Der Nachteil besteht darin, dass die Wärmeübertragung an den Raum insbesondere direkt im Bereich über den Heizrohren von statten geht.
6) Die richtige Beschichtung für jeden Boden
Ein praxisbewährtes Entscheidungsmodell
Referent: Dr. Julian Kehrle, KLB Kötztal
Beschichtungen sind weit mehr als eine Oberflächenversiegelung. Moderne Reaktionsharzsysteme verbinden Funktionalität, Wirtschaftlichkeit und Gestaltung. Sie sind fugenlos verlegbar, hygienisch, leicht zu reinigen und mit Einbaudicken von nur 1–10 mm sowohl im Neubau als auch in der Sanierung flexibel einsetzbar. Hohe mechanische und chemische Beständigkeit ermöglicht den Einsatz in Industrie und Gewerbe, während vielfältige Farb- und Strukturvarianten individuelle Gestaltungsspielräume eröffnen.
Für unterschiedliche Anforderungen stehen passende Bindemittelsysteme zur Verfügung:
- Epoxidharz für hohe Härte, Zähigkeit und industrielle Belastungen.
- Polyurethanbeton für extreme mechanische, chemische und thermische Beanspruchungen, etwa in Lebensmittelbetrieben oder Bereichen mit Hochdruck-Heißwasserreinigung.
- Elastische Polyurethanbeschichtungen für Gehkomfort, Rissüberbrückung und dekorative Oberflächen.
Auch im privaten und öffentlichen Bau – z. B. Wohngebäude oder Schulen – gewinnen emissionsgeprüfte Systeme von KLB an Bedeutung. Für bauordnungsrechtlich relevante Abdichtungen empfiehlt Dr. Kehrle weiterhin zugelassene Abdichtungssysteme nach DIN 18534.
Im Neubau sind Anforderungen früh bekannt, sodass Standardaufbauten meist ausreichen. Entscheidend ist die Bewertung von Restfeuchte, Schwindverhalten der Bodenplatte und der Einfluss angrenzender Gewerke. In der Sanierung hingegen sind Untergründe oft unbekannt, kontaminiert oder wechselnden Nutzungen unterworfen. Eine fundierte Untergrunddiagnostik – bei Bedarf mit Bohrkernen – ist hier unerlässlich. KLB unterstützt Planer dabei mit technischer Expertise.
Eine ganzheitliche Planung berücksichtigt zudem Reinigung, Wartung und die eindeutige Definition aller Anforderungen in der Ausschreibung – einschließlich Schichtdicken, Beständigkeiten und Prüfzeugnissen.
7) Architektur: Anbau an den Dom in Linz – Archiv der Zukunft in Lichtenfels – Wabenhaus in Riem
Referent: Architekt Peter Haimerl, Stadtplaner
Der Vortragende erläuterte zunächst sein Konzept für einen Anbau an den Dom in Linz. Hier sollten ein Bookshop und ein Café zu der Kirchennutzung ergänzt werden. Der Anspruch bestand jedoch darin, dass der Anbau nicht fest mit dem Gebäude verbunden werden sollte. Hierzu entwarf der Architekt mit seinem Team einen umgedrehten Baldachin aus Stahlbetonfertigteilen, der seine Lasten über eine mittige Stütze nach unten abtrug. Diese Lösung ließ einerseits den Blick auf die Kirche horizontal offen, schmiegte sich jedoch harmonisch an das bestehende Bauwerk an.
Als zweites Projekt ging es um das Archiv der Zukunft in Lichtenfels. Aufgrund der vorhandenen Traditionen in diesem Gebiet inspirierte sich das Team an einem Weidenbaum, der in Form einer Skulptur vor dem Glaskörper entstand. Die Weide durchdringt mit ihren Verästelungen auch den Glaskubus.
Antrieb des Stadtplaners war es, an einer exponierten Position in der Innenstadt ein anziehendes Gebäude zu schaffen, was auch die Anwohner und deren Interessen integrierte.
Das letzte Projekt bestand aus dem Wabenhaus, in dem die Firma Unger Thermo-Boden GmbH aus Unterschleißheim Fußböden ausführte. So war der Kontakt auch zustande gekommen. Das Besondere an dem Baukörper war eine sechseckige Wabenstruktur. Letztere eignet sich insbesondere, um den Wohnraum horizontal optisch zu erweitern und gleichzeitig in ihrem schrägen Verlauf eine Treppenerschließung zu ermöglichen, ohne Platz zu verlieren. Das Architekturteam kreierte sogar eine spezielle Möblierung, angepasst an diese Baustruktur. Letztere hat auch den Vorteil einer sehr platzsparenden Bauweise. Die Elemente lassen sich sehr leicht transportieren im Verhältnis zu üblichen Kuben.
Im Anschluss an die Veranstaltung gab es für die Interessierten noch eine Führung durch die Motorworld, bei der die Attraktionen und die Geschichte des Gebäudes den Teilnehmern vorgestellt wurde.

Bild 1: Vortragsraum mit Publikum

Bild 2: Messebereich






























